Der sinkende soziale Zusammenhalt ist eine große Herausforderung, der sich alternde Gesellschaften stellen müssen. Mit dabei entstehenden Problemen und möglichen Lösungen hat sich auch der Gesellschaftsdialog von UpdateAlter in Nürnberg beschäftigt. Der Thementisch zu sozialem Zusammenhalt erkannte eine mögliche Chance in Projekten junger Menschen, die von älteren, erfahrenen Mitgliedern der Gesellschaft unterstützt werden. Update Alter hat daraufhin recherchiert, in welchen gesellschaftlichen Bereichen jüngere und ältere Generationen aufeinander treffen und welche Ideen es für mehr sozialen Zusammenhalt gibt. Wir haben dabei über die geographischen Grenzen hinaus geschaut und möchten ein Best Practise Modell vorstellen, das den Zusammenhalt zwischen den Generationen fördert.
Japan – das Land mit der ältesten Bevölkerung weltweit und einer hohen Lebenserwartung (Frauen über 87 Jahre, Männer 81,4 Jahre) ist stets darum bemüht, den durch den demographischen Wandel entstehenden Anforderungen gerecht zu werden. Ein Bespiel stellt Nanmoku dar: ein Dorf, gelegen im zentralen Japan. Die Einwohnerzahl Nanmokus hat sich in den letzten 25 Jahren halbiert und zählt nur noch knapp 2000 Einwohner (Stand 2017).
Um diesem Bevölkerungswandel entgegenzuwirken, versucht die japanische Regierung mit dem Programm der “Dorf-Verjüngung” (englisch: old village rejuvenation) die junge Generation zu motivieren, in demographisch ältere Städte und Kommunen zu ziehen. Unter diesem Programm werden drei Jahre lang Löhne und sonstige Lebenshaltungskosten vom Staat übernommen. Die Programmteilnehmer berichten dabei von einem ganz persönlichen Mehrwert dieses Projektes: Die Neulinge helfen die bisherigen Dorfstrukturen und Marktwirtschaft mit ihren neuen und frischen Ideen aufrechtzuerhalten und zu verbessern. Auch das Gefühl der Wertschätzung für die junge Generation scheint sich dadurch zu erhöhen: Die Arbeit in Nanmoku wird nicht mehr nur als normal angesehen, sondern hat einen höheren Nutzen für die Gesellschaft. Nicht selten kommt es dabei vor, dass die jüngere Generation Geschäfte und Unternehmen der Älteren übernehmen. Seit Beginn des Programms kamen auch besondere Ideen zur Weiterentwicklung der Kommune auf: Beispielsweise ist der Bau eines Wohnstifts für einen sorglosen Ruhestand geplant.
Ein Nebeneffekt der alternden Gesellschaft in Nanmuko ist zudem, dass sich in den vergangenen 50 Jahren die Schülerzahl von 1632 (Höchststand 1959) auf 24 im Jahr 2018 verringert hat. Ein weiteres Projekt soll deshalb Stadtkindern das Leben auf dem Dorf näher bringen.
Was ist eure/ Ihre Meinung: Kann ein solches Programm das soziale Miteinander fördern? Die gegenseitige Wertschätzung zwischen Jung und Alt ist hier jedenfalls gegeben.
Quellen:
https://www.cbc.ca/news/world/disappearing-village-japan-1.4733910
https://www.reuters.com/article/us-japan-election-ageing-idUSKBN1CM0VM
https://www.dw.com/en/rejuvenating-old-villages-in-japan/av-55217456